Hoch oben auf dem Turm liegt die Erkenntnis begraben

Von David Guggenbühl, Kirchenkreis eins

Gespräche sind brutal wichtig; gerade jetzt! So gesehen haben wir Schwein gehabt. Dank der rasanten digitalen Entwicklung können wir auch heute, auch jetzt Gespräche führen; dank Telefon, Mobile, Video. Klar, das gleiche wie ein live-Gespräch ist es nicht. Und doch: es geht.

Das Grossartige an einem Gespräch ist der direkte Austausch von Meinungen, Ideen und Gedanken. Gespräche bringen einem immer weiter, immer wieder auf neue Ideen und neue Gedanken. Darum ist es auch so brutal wichtig, dass man in einem Gespräch nicht nur redet, nicht nur predigt,sondern eben auch zuhört. Mehr noch: nachfragt. Wichtig ist auch, dass man ein Gespräch offen angeht und versucht, zu verstehen, was der andere meint. Kern eines guten Gesprächs ist der offene und ehrliche Meinungsaustausch und die Weiterentwicklung.

Gerade das spielt eigentlich überall eine Rolle; im Geschäftsleben wie im Privatleben und eben auch in der Kirche. Darum habe ich zusammen mit Ueli Greminger, Pfarrer vom St. Peter, vor drei Jahren die Turmgespräche lanciert. Einmal im Monat laden wir einen interessanten Gast zu uns auf dem Turm vom St. Peter ein, ins Zimmer des alten Turmwächters. Und da oben reden wir dann intensiv mit dem Gast und versuchen zu erfahren, was sein könnte. Für keines der Gespräche setzen wir uns ein Ziel, und doch kommen wir immer an.

In den letzten Jahren haben wir viele Gespräche geführt. Mit Andreas Thiel haben wir über politisches Kabarett geredet, mit Gerri Müller über die Sünde in der Politik, mit Ancilo Canepa über die Seele des Fussballs, mit drei jungen Klimaaktivisten über ihre Träume, mit Andres Lutz über seinen Bestreben, beseelte Kunst zu schaffen, mit Ernst Hafen über die digitale Gefahr, mit Renato Pfeffer über das Schwulsein in einer religiösen Sekte, mit Balthasar Glättli über die Vielfalt und mit vielen mehr.

Wir haben aber auch mit Vertretern der Kirchen geredet. Mit Michel Müller über die Qualitätssicherung, mit Daniel Schmid über die besten Weihnachtslieder und im Rahmen des Wahlkampfs mit Annelies Hegnauer, Res Peter, Michael Braunschweig und Andres Hurter über ihre Ideen für die Kirchgemeinde Zürich.

Auf dem Turm geredet haben wir bis zum Lockdown. Dann war Ruh. Wir durften nicht mehr. Wenn wir nicht mehr auf den Turm können, haben wir uns gesagt, dann kommt der Turm halt zu uns. Wir haben Live-Streams organisiert und die Turmgespräche live übertragen. Zuerst haben wir mit all unseren Pfarrern aus dem Kirchenkreis eins geredet. Über die Krise und ihren Umgang damit. Am Anfang haben wir die Gespräch in der Lavaterstube geführt, später dann an einem Ort nach Wunsch des Pfarrers.

Und jetzt haben wir unsere neue Präsidentin der Kirchenpflege, Annelies Hegnauer, zu uns auf den Turm eingeladen oder vielmehr gehen wir am 1. Mai zu ihr und reden mit ihr am Tag der Arbeit über ihre neue Arbeit. Und weil keine Gesprächsteilnehmer mit dabei sein können, haben wir auf unserer Website www.turmgespraeche.ch ein Frageformular aufgeschlagen, damit Sie Annelies Hegnauer vorab Fragen stellen können.

Also, am 1. Mai ab 13.00 auf www.turmgespraeche.ch. Einmal mehr ein Gespräch ohne Ziel, aber mit der Sicherheit, dass wir ankommen werden.

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