Auf Initiative der Lesegruppe «Frauen Lesen» im Kirchenkreis zwölf heisst der bisher als Lutherwiese bezeichnete Spielplatz hinter dem Offenen St. Jakob im KIrchenkreis vier fünf jetzt offiziell Mentona-Moser-Anlage. Mentona Moser war eine bedeutende Schweizer Revolutionärin. Der Roman, den Eveline Hasler über sie geschrieben hat, hat die Lesegruppe des Kirchenkreises zwölf dazu veranlasst, einen Antrag auf Umbenennung an die Strassenbenennungskommission zu stellen. Mit Erfolg. Am 2. Juli wurde die neue Namenstafel enthüllt.
Auf der ganzen Welt werden zurzeit die Denkmäler und Strassennamen der westlichen Welt diskutiert: Sie ehren nicht selten problematische Persönlichkeiten – und fast ausschliesslich Männer. Jetzt, auf dem Höhepunkt der Diskussion, wurde ein zentraler Platz in Zürich nach einer Frau benannt. Auf Initiative einer Gruppe, die vielen kein Begriff sein dürfte.

Eine produktive Lesegruppe
«Frauen Lesen» nennt sich der Lesekreis, die der Kirchenkreis zwölf der reformierten Kirchgemeinde seit rund 20 Jahren organisiert. Rund zwölf Frauen treffen sich regelmässig, um gemeinsam Bücher von und/oder über Frauen zu lesen. Vor ungefähr einem Jahr lasen sie «Tochter des Geldes» von Eveline Hasler, ein Roman über die Schweizer Revolutionärin und Moser-Erbin Mentona Moser, wie Pfarrerin Hanna Kandal erzählt, die die Lesegruppe organisiert und leitet.

«Die Geschichte von Moser hat uns nachhaltig fasziniert und berührt», sagt Kandal. So nachhaltig, dass die Mitglieder der Lesegruppe gemeinsam einen Antrag an die Zürcher Strassenbenennungskommission stellten. Am 2. Juli, ein Jahr später, findet sich eine kleine Gruppe Menschen auf der Wiese hinter der Citykirche Offener St. Jakob ein. Sie wartet darauf, dass eine neue Namenstafel enthüllt wird: Mentona-Moser-Anlage. Bisher war der Spielplatz als Lutherwiese bekannt.
Eine Berufsrevolutionärin
Mehr darüber, wer Mentona Moser war, erzählt Hannes Lindenmeyer vom Quartierverein in einem kurzen Input: eine eigentliche Berufsrevolutionärin. 1874 als Tochter einer der reichsten Familien der Schweiz geboren, wandte sie sich bald sozialen und politischen Themen zu. In London besuchte sie Kurse über Soziale Arbeit und leistete freiwillige Unterstützung in sozialen Brennpunkten. Zurück in Zürich engagierte sie sich in der Sozialdemokratischen Partei, trat später aber wieder aus, um der Kommunistischen Partei beizutreten. Der Idealismus Mosers führte sie später nach Russland und nach Deutschland, wo sie sich am Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligte.
Ein Hauptaugenmerk Mentona Mosers hätte immer den Kindern gegolten, erzählt Hanna Kandal. In Zürich habe sie sich stark dafür eingesetzt, dass Freiräume geschaffen werden, in denen sie sich in sicherem Umfeld austoben dürfen. «Das war damals noch überhaupt nicht gewöhnlich», sagt Lindenmeyer. «Auf der nahegelegenen Bäckeranlage war Kindern das Spielen verboten.» Erst auf den Druck Mentona Mosers hin eröffnete Zürich 1909 schliesslich den ersten Kinderspielplatz der Stadt. Hinter dem Offenen St. Jakob, auf der heutigen Mentona-Moser-Anlage.