Von Roland Gisler, Sozialdiakon, Kirchenkreis sieben acht

Sind Sie über 65 Jahre alt? Oder leiden Sie an Diabetes oder Bluthochdruck oder einer anderen
Vorerkrankung? Dann gehören Sie dazu! Ob Sie möchten oder nicht! Nehmen Sie sich in Acht!
Was wurde nicht alles geschrieben in den letzten Tagen und Wochen – von Risikogruppen und
sogenannt Vulnerablen, also besonders gefährdeten und verletzlichen Menschen….
Aber gehören nicht auch diejenigen, die jetzt in Kurzarbeit versetzt werden oder gar um ihre Stelle fürchten müssen, zu den Vulnerablen? Oder diejenigen, die ihr Geschäft geschlossen halten müssen und kein Einkommen mehr haben?
Auch diejenigen, die sich in den Spitälern um die Kranken kümmern, sind verletzlich. Auch diejenigen, die zuhause im Homeoffice sitzen und gleichzeitig die aus Distanz beschulten Kinder betreuen müssen, sind verletzlich. Auch diejenigen, denen zuhause die Decke auf den Kopf zu fallen droht, weil sie kaum die Wohnung verlassen dürfen, sind verletzlich. Wir alle sind verletzlich.
Der deutsche Maler Franz Marc (1880 – 1916) hat sich in seinem künstlerischen Werk mit ebendieser Verletzlichkeit von Mensch und Natur besonders auseinandergesetzt. Ein wunderbares Beispiel dafür ist sein 1913 entstandenes Bild «Der Turm der blauen Pferde».
Vier Pferde mit nach links geneigten Köpfen sind zu sehen. Bei jedem Pferd ist die Augenöffnung unterschiedlich. Jedes Pferd blickt etwas anders: Verträumt, sehnsüchtig,
selbstversunken, angstvoll…?
Jeder Blick lässt einen Gemütszustand erahnen. Trotz oder wegen ihrer muskulösen Körperformen wirken die Pferde fragil. Wohin sie wohl blicken? Einer bestimmten Gefahr
entgegen? Was haben sie zu erwarten? Ganz im Hintergrund, über den Pferden, spannt sich ein
farbiger Bogen auf. Ein Regenbogen? Die Pferde scheinen ihn nicht zu sehen. Trotzdem ist er da.
Und wir? Wie nehmen wir unsere Verletzlichkeit wahr? Blicken wir ihr ängstlich entgegen oder
verdrängen wir sie? Nach der Sintflut darf Noah aus der Arche heraustreten. Im Bund mit Noah verpflichtet sich Gott, die Schöpfung nie mehr zu verderben:
«Solange die Erde währt, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht» (Genesis 8,22).
Der Bogen in den Wolken ist das Zeichen dafür. Darauf dürfen wir uns verlassen. Auch heute. Auch morgen.
Bhüet Sie Gott!
Lieber Roland
Danke dir herzlich für deine ermutigenden Worte für alle verletztlichen Pferde äh Menschen! Ja, es gehören so Viele dazu!
Es ist jedoch nicht Gott, welcher die Schöpfung verdorben hat; -wir Menschen sind es. Und mit ihr richten wir uns selbst zugrunde. So gesehen ist unsere Erde ebenso verletztlich und verletzt. Ein Umdenekn sollte jetzt dringend beginnen!
Freundlich grüsst dich
Esther.