«Schweige und höre, neige Deines Herzens Ohr. Suche den Frieden.»
Über den Link können Sie das Lied hören. @Benediktiner Abtei Königsmünster, Meschede.
Von Pfarrerin Chatrina Gaudenz, Kirchenkreis sieben acht
Seit Jahren begleitet mich dieses Lied. Ein schlichter Text, eine schlichte Melodie. Und eine Art Leitplanke in schönen und auch schwierigen Zeiten. Letzte Woche besuchte ich eine der offenen, leeren Kirchen in der Gemeinde Zürich. Sie sind Orte der Stille in dieser unsicheren Zeit. Ich setzte mich hin und schwieg. Irgendwann kam mir das Lied in den Sinn: «Schweige und höre, neige Deines Herzens Ohr. Suche den Frieden.» Ein Ohrwurm. Ich sang es drei Mal. Das war genug. Dann kehrte ich ins Schweigen zurück und liess auch das Lied los.
Schweigen ist, gerade in schwierigen Zeiten, nicht einfach. Wer spricht, hat das Wort, ist aktiv, erfährt sich als einflussreich und massgebend. Wer schweigt, betritt den inneren Raum, in dem die Erfahrungen und auch die Gefühle gespeichert sind. Zurzeit taucht in diesem inneren Raum vielleicht auch die Angst auf. Angst ums eigene Überleben, Angst um Einkommen und Familie, Angst um alle Gefährdeten und Kranken, Angst um die Zukunft. Ganz Ohr sein für diese Ängste? Das macht noch mehr Angst!

«Nur wer Angst hat, hat keine Angst davor, Angst zu haben.», drückte es der Berner Pfarrer und Lyriker Kurt Marti aus. Im Schweigen, im Hinhören, im Neigen und Suchen, die Angst empfinden – und sie mit Gottes Hilfe – aushalten.
Einfach aushalten. Nicht mehr und nicht weniger. Das wünsche ich mir und uns allen in diesen schwierigen Tagen. Aushalten heisst dabei nicht, sich von der Angst mitreissen zu lassen und sich in sie zu verbeissen – sondern einfach: Die Angst wahrnehmen, annehmen und auch wieder loslassen.
Und daneben, absichtslos, das Ohr jenem Fundament zuneigen, das hinter und unter der Angst ist und bleibt: Der Schutz, die Kraft und die Liebe Gottes. Mit den Worten des Propheten Jesaja: «Hab keine Angst, du gehörst zu mir. Wenn du durch Wasser gehst, bin ich bei dir und Wasserströme überfluten dich nicht; wenn du durch Feuer gehst, verbrennst du nicht und die Flamme versengt dich nicht. Denn ich bin dein Gott, dir zur Rettung.» (nach Jesaja 43, 1-3).
Segne Sie Gott, der Retter, erhebe Er Sein Angesicht zu Ihnen und gebe Ihnen Frieden.
B’hüet Sie Gott! Ihr Pfarr- und Sozialdiakonieteam im Kirchenkreis sieben acht